Natürliche Heilvorkommen und Indikationen
Österreich ist reich an natürlichen Heilvorkommen. Es gibt ca. 152 anerkannten natürlichen Heilvorkommen. Die Anwendung natürlicher ortsgebundener Heilvorkommen stellt die Grundlage der medizinischen Kur dar. Die Anerkennung eines natürlichen, ortsgebundenen Heilvorkommens beruht in Österreich, wie auch in anderen europäischen Ländern auf gesetzlicher Grundlage und folgt weitgehend den Ergebnissen der balneologischen Forschung.
Heilvorkommen
Heil-Thermalwasser
Die Anwendung bestimmter Wässer für gezielte Bade- und Trinkkuren stellt eine bereits seit Jahrhunderten erprobte medizinische Tradition dar. Ein Wasser wird dann als Heilwasser anerkannt, wenn es über spezifische Inhaltsstoffe verfügt, die in ihrer Ergiebigkeit eine wissenschaftlich anerkannte Heilwirkung ausüben.
Thermalbäder (auch kurz Therme genannt) oder Heilbäder sind Badeanlagen, deren mineralstoffhaltiges Wasser mit einer natürlichen Wassertemperatur von mindestens 20 Grad Celsius einer Thermalquelle entspringt. Dieses warme Quellwasser dringt meist aus einer Tiefe von mehreren tausend Metern an die Oberfläche. Das Thermalwasser wirkt entspannend auf die Muskulatur und lindert mit seinen mineralischen Bestandteilen chronische Erkrankungen der Gelenke, aber auch Rheuma oder Allergien. Die Bädertherapie, auch Balneotherapie genannt, umfasst die therapeutische Anwendung natürlicher Heilquellen, Heilgase und Peloide in Form von Bädern, Trinkkuren und Inhalationen.
Anwendungen:
- BÄDER: Bei Bädern wird das Heil-Thermalwasser zu therapeutischen Zwecken genützt. Man unterscheidet zwischen Voll-, Sitz- und Teilbädern. Die Therapien umfassen Heilgymnastik in Bewegungsbecken und Unterwassermassagen. Das Spektrum der behandelten Indikationen ist umfangreich und umfasst unter anderem diverse Erkrankungen des Bewegungsapparates, Durchblutungsstörungen, Haut-, Herz- und Kreislauferkrankungen.
- TRINKKUR: Bei der Trinkkur handelt es sich um die wiederholte Zufuhr eines Heilwassers über einen längeren Zeitraum. Trinkkuren haben eine schnelle Wirkung auf die Schleimhäute des Verdauungstraktes, wirken reinigend und entschlackend. Sie werden insbesondere bei Erkrankungen des Magen-Darmtraktes, bei Stoffwechselerkrankungen und bei Diabetes angewandt.
- INHALATION: Bei der Heilwasserinhalation wird das Heilwasser durch spezielle Apparaturen zerstäubt. Dabei verteilen sich die Wassertröpfchen in der eingeatmeten Luft. Inhalationen haben insbesondere bei diversen Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Bronchitis eine positive Wirkung.
Peloide (Heilmoor, HeiLschlamm, Heilerde)
Sie sind durch geologische und/oder biologische Vorgänge entstandene Gemische, die in der medizinischen Praxis als Bäder, Packungen oder Umschläge angewendet werden. Das Heilmoor eignet sich besonders bei diversen Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Kohlendioxid (CO2)
ist eines der wenigen ortsgebundenen natürlichen Heilvorkommen, das nicht als im Wasser gelöster Inhaltsstoff, sondern auch als Heilgas angewendet wird. Die wesentlichste Wirkungsgrundlage von CO2 ist eine starke Erweiterung der Blutgefäße mit dem Effekt einer Verbesserung der Durchblutung und der Sauerstoffversorgung der Zellen, Gewebe und Organe. CO2- Anwendungen werden daher bei verschiedenen chronischen Störungen der Funktionen von Herz und Kreislauf eingesetzt, wodurch sich ein breit gestreuter Einsatzbereich ergibt.
Heilstollen/Radon
Die Therapie im Heilstollen kann als Form von Klimatherapie aufgefasst werden. Kuren in Heilstollen bewähren sich bei bestimmten chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Atemwege. Radonwärmetherapie zeigt, bei 58% der Patienten eine ausgeprägte Verbesserung im Krankheitsverlauf bei Spondylitis ankylosans (SPA).
Klimatherapie
Auch klimatische Faktoren werden als natürliche ortsgebundene Heilvorkommen anerkannt. Die klimatischen Faktoren sind auch bestimmend für die Klassifikation des Klimas in einen Luftkurort oder heilklimatischen Kurort wobei zwischen Schonklima und Reizklima unterschieden wird. Prinzipiell kann Klima entweder in Ruhe oder in Verbindung mit Muskelarbeit – traditionell als Terrainkur bezeichnet - durchgeführt werden.
Heilanzeigen/Indikationen
Der Begriff Heilanzeigen im Zusammenhang mit einer Kur bezieht sich auf die medizinischen Gründe oder Indikationen, die eine Kur/GVA/REHA notwendig und sinnvoll machen. Das heißt, es sind die gesundheitlichen Beschwerden oder Erkrankungen, bei denen eine Behandlung medizinisch empfohlen wird, um die Genesung zu fördern oder chronische Leiden zu lindern.
Heilanzeigen sind somit die Diagnosen oder Symptome, bei denen eine bestimmte Kur/GVA/REHA als wirksam angesehen wird. Eine Ärztin/Ein Arzt stellen fest, ob eine Person aufgrund bestimmter Beschwerden oder Erkrankungen eine Maßnahme benötigt, und schreibt die entsprechenden Heilanzeigen in die Verordnung. Diese Verordnung ist dann Grundlage für den Antrag bei der Krankenkasse.
Einige Beispiele für typische Heilanzeigen/Indikationen sind:
- Rheumatische Erkrankungen: Gelenkschmerzen, Arthrose, Arthritis
- Atemwegserkrankungen: Asthma, chronische Bronchitis, COPD
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit
- Hauterkrankungen: Neurodermitis, Schuppenflechte
- Stoffwechselstörungen: Diabetes, Gicht
- Unfall- und Verletzungsfolgen
- neurologische Erkrankungen
- Psychosomatische Erkrankungen: Stress, Erschöpfungssyndrome (Burnout)
Die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt beurteilt, ob eine Kur auf Basis der festgestellten Heilanzeigen sinnvoll ist. Diese Indikationen legen fest, welche Art von Therapie und welche Kureinrichtung am besten geeignet sind, um die Gesundheitsprobleme zu behandeln.
Kurorte und -anstalten
Kurorte sind gesetzlich anerkannte Orte, in denen anerkannte örtliche Heilvorkommen genutzt werden und in denen die dafür erforderlichen Kureinrichtungen mit einer entsprechenden kurärztlichen Betreuung vorhanden sind. Sie unterliegen besonderen Qualitätsauflagen hinsichtlich Infrastruktur und Umweltgüte.
Die österreichischen Kurorte sind „Kompetenzzentren für Gesundheit“ und blicken auf eine lange Tradition in Sachen Prävention zurück. Darüber hinaus bieten sie eine Vielzahl an Wellness-, Sport-, und Kulturangeboten.
Kuranstalten sind behördlich genehmigte Einrichtungen, die durch einen Kurarzt (fachspezifisch ausgebildeter Arzt mit Kenntnissen auf dem Gebiet der Balneologie und Kurorte-Medizin) beaufsichtigt werden. Ziel dieser Einrichtungen ist es den Kurgästen eine nachhaltig gefestigte Lebensstiländerungen und spürbare gesundheitliche Verbesserungen auch mit Hilfe natürlicher ortsgebundener Heilmittel zu erreichen.
Heilklimatische Luft- und Klimakurorte
Auch klimatische Faktoren werden als natürliche ortsgebundene Heilvorkommen anerkannt. Das Prädikat Heilklimatischer Kurort bzw. Luftkurort ist ein Gütesiegel für Kurorte, deren Klima therapeutisch wirksam ist. Für die staatliche Anerkennung sind landesrechtliche Vorschriften maßgebend.
Ein heilklimatischer Kurort zeichnet sich durch ein besonderes Bioklima ( Heil-, Reiz- und Schonklima) mit therapeutischer Heilkraft aus. Der Straßenverkehr zur Sicherung der Luftqualität ist auf ein Minimum beschränkt.
Als Luftkurort darf ein Gebiet nur dann anerkannt werden, wenn es ortsgebundene klimatische Faktoren aufweist, welche die Erhaltung oder Wiedererlangung der Gesundheit fördern. Diese Kurorte zeichnen sich durch kontrollierte Luftqualität und besonderes Bioklima aus. Die wichtigsten Indikationen sind Erkrankungen der Atemwege, Erholungsbedürftigkeit, Burn out und Rekonvaleszenz etc.